Der Konzertsaal, der aus einer Hoehle eines schweizer Bergs kam... . Entstehung Und Verwandlung . Ich moechte eine Geschichte erzaehlen die von dem wundervollen Projekt von LES ARTS GSTAAD handelt. Ich muss sie erzaehlen, weil ich befuerchte, es wird ein wesentlicher, ernster, technischer, praktischer Fehler in dem Konzertsaal gemacht werden, in dem Herzen des Kunstzentrums, und das muss doch vermieden werden: Das so wichtige, und so schoen und fantasievoll konzipierte, Projekt von Rudi Ricciotti – in der Form eines flachen Bergs, aus dessen wellenfoermigen Mauern Baeume wachsen werden, und dessen eine Ecke in den Berg, vor dem er steht, hineinbohrt - muss doch die noetigen Einrichtungen haben fehlerlos zu funktionieren. . Vor ungefaehr 20 Jahren war ich, es muss 1988 oder 1989 gewesen sein, Weihnachten wie immer in meiner Geburtsstadt Berlin, da zeigte mir Wieka Muthesius, damals Architekturstudentin bei Professor Alfred Grazioli, jetzt seine Frau und Kollegin, ihr Studentenprojekt fuer einen Konzertsaal in einer Hoehle im Berg in Gstaad . Ich war ueberwaeltigt von dieser fantastischen Idee, dieser Vision. Ich hielt den Plan sofort, automatisch, fuer reell: Das war fuer mich kein Studentenprojekt, das musste gebaut werden. Wieka, muss ich erklaeren, ist die Stieftochter von Gerhard Kastner, Komponist und Cembalist, und Sohn meines Volksschullehrers in der 18ten Gemeindschule, Friedenau, 1928-1932. Das Jahr in dem ich in die Klasse seines Vaters kam, wurde er geboren... Wir kennen uns also sein ganzes Leben lang... . Nun hatte ich seit vielen Jahren, durch die beste Freundin meiner Mutter, Gerda Van Leer, eine innige Beziehung zu Gstaad. Wir kannten Gerda aus Welwyn Garden City, wo ihr Mann Vim eine Werkstatt, eine Fabrik hatte. Sie hat sich in ihr schoenes schweizer Heimatdorf Gstaad zurueckgezogen, und da haben wir sie oft besucht. So kannte ich auch das Menuhin Festival, kannte das Festival Zelt, mit seinen Problemen, Echo, Regen und Hagel auf dem Stoffdach, Flugzeugmotoren als musikalische Begleitung, und ich dachte immer, dass das Festival, dass Gstaad, ein richtiges Gebaeude fuer ihre grossen Konzerte brauchten, verdienten. . So fragte ich meine Freunde Wieka und Freddy, Professor Grazioli, jedes mal wenn ich in Berlin war, wie das Projekt denn lief, aber die Antwort war jedes mal negatif: Es passierte nichts. Der Konzertsaal blieb nur eine Idee, eine Hoffnung, Zeichnungen... . Im Juli 2001 war ich in Gstaad, und traf mich mit der damaligen Direktorin des Menuhin Festivals, Eleanor Hope, and sprach mit ihr ueber das Projekt. Wir hatten korrespondiert, und sie hatte mir geschrieben: “ How interesting that you have a friend who has a concept and plans for a concert hall and conference centre in a mountain – because this is precisely what Yehudi Menuhin wanted, and to this end he brought in the famous architect I.M.Pei to Gstaad some ten years ago. It came to nought, because no-one was willing to address the subject of money.” . So schlief diese herrliche Idee aus Geldmangel in Gstaad einfach ein. . Aber sie wurde wachgehalten an zwei anderen Orten, einem in Deutschland, und einem in England: Sie wurde wachgehalten in Berlin, von Professor Grazioli, der vor ein paar Jahren nochmal mit einer Gruppe seiner Studenten nach Gstaad kam, und an einer anderen Stelle – das erste Grundstueck war nicht mehr frei - einen Konzertsaal im Berg plante. . Und die Idee wurde wachgehalten in London, Soho. Von mir. . Nun hatte ich den Einfall, dass mein alter Freund Markus Kappeler - die Familie seiner Frau waren Freunde und Nachbarn von Gerda Van Leer - als Geschaeftsmann, mit seinen Interessen und Kontakten in Gstaad, der Mann waere, der diesen Plan realisieren koennte. So sprach ich mit ihm ueber das Projekt. Aber seine Reaktion auf meinen Vorschlag war negatif. Er hielt das Projekt fuer zu gross, zu teuer fuer Gstaad. Gstaad haette nicht genuegend Hotelbetten, haette nicht genuegend Parkplaetze. Und dabei musste ich es lassen... Einige Zeit spaeter schickte mir Markus eine Mail, und bat mich um die Namen und Adresse von meinen Architektenfreunden in Berlin. Ich war hingerrissen von seiner jetzt veraenderten Einstellung, muss er doch auf positive Resonanz auf das Projekt in den Gstaader Geschaefts, kuenstlerischen und offiziellen Kreisen gestossen sein. . das heutige Projekt auslöste.“ . Paragraph 5.2.2: Zusaetzliche Vorgaben an die Arvchitekten . Als ich im vorigen Sommer bei Markus und Marlis Kappeler in Gstaad war, zeigte mir Markus die Vorgaben fuer die Architekten, und da sah ich den Paragraphen 5.2.2: . „Zusaetzliche Vorgaben: Der Konzertsaal muss auch fuer Ballettauffuehrungen bespielbar sein (gute Sicht auf Buehne, kein Orchestergraben, Orchester vor Buehne muss moeglich sein).“ . Nun hatte ich in meinem Beruf mit Buehne und Podium, mit Theater, Oper, Festival, Konzertdirektion und Musikwettbewerb, lebenslange Erfahrungen sammeln koennen, und wurde sofort stutzig, und sagte Markus gleich, dass dieser Kompromiss ein riesiger, technischer, praktischer Fehler sei, fuer die volle, ideale Ausnuetzung des Saals in der Zukunft. Aber meine sehr ernste Kritik fand leider kein Gehoer. Markus sagte mir, das waere zu teuer. . So schrieb ich Markus in einem Memorandum dass man doch die Fuesse der Taenzer nicht durch den fuchtelnden Taktstock des Dirigenten, durch die Koepfe der Instrumentalisten, und durch die Harfen und Bassgeigen sehen wollte! Und ausserdem, wenn Ballett, warum dann nicht andere Formen von Tanz, warum nicht auch Oper und Theater? Das Menuhin Festival, wenn es einmal einen Konzersaal zur Verfuegung haette, wuerde doch sein Programm offensichtlich erweitern. Und andere Produzenten wuerden von dem Saal den verschiedensten Gebrauch machen wollen, und den Vorteil einer flexiblen Buehne ausnutzen. . Aber der Paragraph 5.2.2. blieb stehen. Kein Orchestergraben... . Nun hatte ich das Beispiel der Royal Festival Hall (RFH) in London vor mir. Sie wurde als reiner Konzertsaal 1951 konzipiert, mit einem einfachen Podium fuer das Orchester. Es stellte sich aber bald heraus, dass man im Sommer, waerend der BBC Promenade Concert Season in der Albert Hall, eine lange Balletsaison in der Festival Hall veranstaltetete, also dass der Konzertsaal nicht nur fuer Konzerte benutzt wurde, sondern fuer sehr viele andere, verschiedenartige, Veranstaltungen. Voriges Jahr wurde die RFH voellig erneuert, und bekam eine total flexible Buehne, die ich mir von dem Technical Director von der Southbank Arts Centre, Eddy Smith, zeigen liess, und dessen Details ich auch an Markus weitergab. Sie besteht aus elf Teilen, die einen Meter hochgefahren werden, und einem extra Teil das vorgeschoben wird; 5 Reihen Sitze werden entfernt, um so einen Ochestergraben herzustellen. Die Chorsitze werden hydraulisch weggefahren, um eine klare Flaeche fuer dramatische und Tanzveranstaltungen zur Verfuegung zu haben. . Genau das braucht der Konzertsaal von Les Arts Gstaad. . Und er braucht es umsomehr, als Gstaad, das Saanenland, im Gegensatz zu der Grossstadt, doch nur den einen grossen, nach Mass gearbeiteten, Raum fuer Vorstellungen aller Art zur Verfuegung haben wird. . Die Frage besteht also: Wird Paragraph 5.2.2 nun wohl gestrichen werden? Bekommt der Konzertsaal einen Orchestergraben? . -0- . Katalysator Durch Zufall |
. Der Zufall wollte es, dass ich in meinem Leben Yehudi Menuhin zwei mal als Bote dienen durfte: . In Portsmouth, als City Arts Administrator und Festival Director, habe ich die Idee und den Vorschlag des Oberstadtdirektors, fuer einen staedtischen Musikwettbewerb, von Portsmouth zu Menuhin in London, gebracht. Und so wurde Menuhin der Kuenstlerische Leiter und Berater, und der Vorsitzende der Jury von, jetzt, der “City of London International String Quartet Competition”. .. Und in Gstaad habe ich die Idee und den Vorschlag von Menuhin, damals von einem Opernhaus in einer Hoehle im Berg, ueber Berlin, ueber Welwyn Garden City und ueber London, zurueck nach Gstaad, zu Markus Kappeler, gebracht, und es wurden das Kunstzentrum “Les Arts Gstaad”. . C Peter Zander 14ten Juni 2010 |
Monday, 14 June 2010
DIE GESCHICHTE VON “LES ARTS GSTAAD”
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